William Everson: Syzygium / Ursprung des Flusses
Und
plötzlich sind alle Ströme erwacht und tosen in ihr.
Und der steife Phallos spürt dieses Feuer, legt Tempo zu,
schürt es.
In ihnen nun stampfen die pulsierenden Zwillingszentren, Herz und
Lenden, zur Erfüllung:
Brüste verschmolzen und platt gedrückt, Haut an Haut
haftend, flackernde Hitze unter der Weite ihrer Brustkörbe,
Aber die Lenden sind frei, denn die Lenden sind ihr Werk, sie erflehen
Befreiung.
Im Körper des Mannes schreien zugleich das rasende Herz und
der Phallos auf,
Der biegsame Rücken schleudert den großen Schwanz
vorwärts,
Nur Herz und Phallos, kreisend im gemeinsamen Handeln.
Und ebenso die Frau, sie biegt ihren Körper an den Mann, der
sich hebt und senkt,
Elastizität der Freiheit, Angelpunkt der Begegnung,
Das flammende Herz und das flutende Loch,
Dumpf dröhnen die erlösten Hüften,
verkuppeln sich zu befreiendem Flug.
Paar-Flug: Ekstase von Adlern. Draußen am Rande der
Hemisphäre,
Projiziert in die Nacht zu einem hellen Sternbild,
Sind sie zusammen jetzt ein Körper: das sagenhafte
Tier mit den zwei Rücken, groteskes Gleichnis der Liebe,
Gepaart im Hunger nach himmlischer Speise.
Der Mann
Reißt sich zusammen, aus Stärke eine Freiheit, und
bedient die Frau.
Und reichlich bedient, hat sie im Überfluß und
gerät in Fahrt.
Durch ihr Rückgrat zieht sich überwältigende
Spannkraft.
Die Klitoris, Sonnengeflecht der Vulva,
Spürt das reibende Stechen wogender Schwellung unter ihr.
Forsch hinabbeugend, spannt sie ihren Spalt um den Phallos-Schaft,
Presst ihren Liebesbann auf die verzückte Wurzel,
Wallt den heiligen Terror ihrer Lust durch die fleischlichen
Gefäße.
Die liebkosten Hintern tanzen, Becken schüttelt sich und
gleitet,
Ihre strammen Schenkel zucken, ihr kräftiger junger Leib biegt
sich vor und zurück,
Straffer Bauch in Falten, gespannt bis zum Anschlag, findet sie sich
selbst, holt auf,
Und der Mann hält aus, läßt sie kommen,
läßt ihr ein wenig die Zügel, wie's ihr
beliebt,
Und der Sporn stachelt sie an.
Und neben seinem Ohr schwören ihre Lippen laut,
Aus ihrem stampfenden Herzen eine geschnaufte Wahrheit - (das
Brandopfer in ihren Lenden,
Der Sturm ihres Körpers, der aus ihrem Bergsee spritzende
Liebessaft) -
Und dieser Herzschwur ("O Gott! Fick mich jetzt! Fick mich!") sendet
das Signal,
Das durch seine Nerven zuckt, ein wildes Aufflammen bewirkt.
Und er beginnt zu lenken, zu übernehmen; lenkt nun, reitet
zwanglos;
Sie ist nicht mehr zu bändigen, er läßt sie
machen;
Und während sie weitermacht, holt er auf, unten sind ihre
Lenden, steigen aus fruchtbaren Tiefen herauf,
Die Brüste verschmolzen und die Herzen geeint,
Die Hüften aber glänzend, geschmeidig,
großartig in dem Freiheitsbogen.
Das ganze Bett scheint aufzusteigen, ihre Arme überkreuz auf
seinen Rücken geworfen
Oder wild um seinen Nacken geschlungen, um seinen Kopf auf ihrem
Schwüre stammelnden Mund zu verwuscheln,
Oder sie schickt sie für kurze Zeit hinab, um seine Taille zu
drängen, den eleganten Rücken,
Ihn enger dahin zu pressen, wo ihr Wunder ist.
Wo das Wunder hindrängt und Herrlichkeit ist und ihr ganzes
Sein.
Auszug
aus dem Band "Syzygium / Ursprung des Flusses" von William Everson.
Aus dem Amerikanischen übertragen von Jürgen
Brôcan und Stefan Weidner.
Gemini Verlag, Berlin 2001.